Boxeraufstand in China

Boxeraufstand in China
Boxeraufstand in China
 
Das durch den verlorenen Krieg gegen Japan und innenpolitische Schwierigkeiten geschwächte Chinesische Reich stellte für die machthungrigen Großmächte ein wirtschaftlich und strategisch außerordentlich interessantes Gebiet dar. Durch Pachtverträge erwarben sie größere Küstengebiete und anliegende Häfen, die sie zu Handelszentren und Militärstützpunkten ausbauten. Die nahezu vollständige Aufteilung des chinesischen Riesenreiches unter die europäischen Mächte Russland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland sowie die USA und Japan schien nur noch eine Frage der Zeit.
 
Dieser drohenden Entwicklung suchte eine Gruppe von Reformern um den jungen Kaiser Guangxiu entgegenzutreten. Ihre »Reform der hundert Tage« wurde indessen durch einen Staatsstreich der mit den Ultrakonservativen im Bunde stehenden Kaiserinwitwe Cixi blutig beendet. Aber im chinesischen Volk hatte sich eine breite Widerstandsbewegung gegen die reaktionäre Regierung entwickelt, die die sozialen Missstände im Lande anprangerte und sich zunehmend auch gegen die Fremden im Lande richtete.
 
Keimzelle dieser Bewegung war die »Gesellschaft für Rechtlichkeit und Eintracht«, ein Geheimbund, dessen Mitglieder ihres militärischen Drills wegen von den Europäern »Boxer« genannt wurden. Der Boxeraufstand breitete sich rasch in weiten Teilen Chinas aus, in Peking wurde von den Aufständischen das Gesandtschaftsviertel belagert. Als der deutsche Gesandte von Ketteler ermordet wurde, beschlossen die europäischen Mächte zum Schutz ihrer Interessen die Aufstellung eines gemeinsamen Expeditionskorps. Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien, Russland, Japan und die USA stellten Truppenkontingente.
 
Die Aufstandsbewegung wurde rasch niedergeschlagen und Peking bereits von den in China stationierten Truppenverbänden zurückerobert, ehe der Hauptteil des Expedi tionskorps eingetroffen war. Die chinesische Regierung, die anfänglich die Aufständischen als nationalchinesische Bewegung akzeptiert hatte, schwenkte zur Invasionsarmee über und unterzeichnete am 7. September 1901 das Boxerprotokoll, mit dem China neue Demütigungen auferlegt wurden. Es wurde zur Zahlung einer hohen Entschädigung verpflichtet, sollte selbst für die Zerschlagung der Aufstandsbewegung sorgen und musste in die Internationalisierung des Diplomatenviertels in Peking einwilligen.
 
Die drohende Aufteilung Chinas in Interessensphären der Siegermächte konnte jedoch verhindert werden, weil sich die amerikanische »Politik der offenen Tür« durchsetzte, die die Erschließung ganz Chinas für den freien Handel aller Staaten vorsah, der sich schließlich die anderen Mächte anschlossen.

Universal-Lexikon. 2012.

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